Jahresrückblick 2022

„Denn Gott ist treu, durch welchen ihr berufen seid zur Gemeinschaft seines Sohnes Jesu Christi, unseres Herrn“ (1. Kor. 1,9). Diese unwandelbare Treue unseres Herrn erlebten wir auch 2022. Während die Massenmedien hauptsächlich über Krisen und die Inflation berichteten, von der auch unsere Missionsfreunde nicht verschont blieben, hatten wir keinen Spendenrückgang, sondern sogar einen leichten Anstieg zu verzeichnen. Ein besonderes Zeugnis der Treue Gottes waren die Berichte bei der Jubiläumsfeier anlässlich des 30-jährigen Bestehens der Osteuropamission Ungarn, zu der sich Missionsmitarbeiter und Freunde aus Ungarn, Österreich, der Schweiz, Ukraine und Serbien im September im Missionszentrum in Inárcs versammelten.

Ukraine

Das einschneidendste Ereignis des abgelaufenen Jahres war zweifellos der unvermindert andauernde russische Angriffskrieg. Alle Mitarbeiter unseres Ukraineteams bis auf einen sind im Land geblieben, betreuen Binnenflüchtlinge in der Karpatenregion der Ukraine, verteilen dringend benötigte Hilfsgüter und bringen den Trost des Evangeliums. Die Städte der Karpatenregion sind zwar von Bomben und Drohnen verschont geblieben, aber in Orten wie Beregovo gibt es nur wenige Stunden am Tag Strom und keine Straßenbeleuchtung. Binnenflüchtlinge findet man überall, in Mukatschewo sogar in der zum Notquartier umfunktionierten Boxsporthalle. Auch dort wurden Familien mit Kleidung, Nahrungsmitteln, Schulartikeln etc. versorgt. Bereits eine Woche nach Kriegsbeginn wurden Matratzen für die Unterbringung von Kriegsflüchtlingen aus Gosau abgeholt. Norbert Makszim und sein Team versorgten Notquartiere in Ungarn auch mit Nahrungsmitteln und dienten den Geflüchteten mit Gebet und Worten der Ermutigung. Auch im Missionszentrum der OEM Ungarn wurden Kriegsflüchtlinge untergebracht. Imre Fekete, der inzwischen 81-jährige Senior-Leiter der Osteuropamission Ungarn, ließ es sich nicht nehmen, kurz vor Weihnachten unsere Partner in der Karpatenregion zu besuchen und mit seinem Team Bibeln und Hilfsgüter zu liefern. „Der Herr sorgt für alles!“, rief der seit Jahren im „Ruhestand“ befindliche erste Leiter der OEM Ukraine, Peter Gabor, der gerade eine Jugendgruppe in einem Kellerraum ins Leben gerufen hatte, beim Anblick christlicher Literatur aus.

Haus der Hoffnung

Nach überaus langwierigen und nervenaufreibenden Behördenverfahren konnte der Übergang von einem Kinderheim zu einem Zentrum für Pflegefamilien abgeschlossen werden. Dieser Schritt war auch deshalb erforderlich, weil der rumänische Staat beabsichtigt, alle Kinderheime zu schließen. Es leben wieder Kleinkinder, nunmehr als Pflegekinder, im „Haus der Hoffnung“, größere Kinder bei den Pflegefamilien, die von Marion & Dorin Moldovan betreut werden. Ein Mädchen konnte bereits in ihre Adoptivfamilie gehen. Im Frühjahr wurden Flüchtlinge aus der Ukraine im Mutter-Kind Zentrum untergebracht, die gerne bereit waren, bei der Arbeit im Haus zu helfen. Sie sind wieder heimgekehrt und seit September leben wieder zwei Flüchtlinge im Haus.

Familien in Sambateni und Umgebung wurden mit Hilfsgütern versorgt. Bei Flohmärkten fanden viele Menschen Kleidung und dringend benötigten Hausrat, den sie sich im Geschäft nicht leisten könnten. Im Sommer besuchte Familie Moldovan mit zwei Kindern aus dem Haus Österreich und berichtete in mehreren Gemeinden.

Im Herbst konnte mit dem Bau der dringend benötigten Lagerhalle für Hilfsgüter begonnen werden. Das Fundament wurde im Spätherbst fertiggestellt. Marion und Dorin hoffen auf Fertigstellung Mitte 2023.

Anfang Dezember fand wieder eine Weihnachtspaketaktion, organisiert von der Volksschule und Evangelischen Pfarrgemeinde Bad Goisern statt. Mit dem Bibelmobil des Bibellesebundes und einem weiteren Kombi mit Anhänger wurden Weihnachtspakete für Kinder und Hilfsgüter nach Sambateni gebracht, zur großen Freude vieler Kinder, deren Eltern kein Geld für Weihnachtsgeschenke haben. Für die Pflegefamilien gab es eine Weihnachtsfeier gemeinsam den Gästen aus Österreich, bei der die Pakete übergeben wurden.

Kosovo

Das Ende der coronabedingten Einschränkungen, insbesondere der Ausgangsbeschränkungen, brachte zunächst Erleichterung. Doch der Krieg in der Ukraine war und ist für die Menschen im Kosovo eine große Belastung. Zu groß ist das Trauma der eigenen Kriegserlebnisse. Auch unsere Missionsleiter in Pristina, Sundim und Violeta Selmanaj, hatten als Kriegsflüchtlinge ihre Heimat verlassen. Viele befürchten einen erneuten Balkankrieg, ausgelöst durch Serbien. Der rasante Preisanstieg brachte viele Menschen an den Rand der Verzweiflung. Sundim und Violeta konnten Lebensmittel und Brennholz an Bedürftige verteilen und betreuen weiter unser Kinderpatenschaftsprogramm. Im Laufe des Jahres mussten Sundim, der seit langem an Diabetes leidet, zwei Zehen amputiert werden. Im Bewusstsein der Endlichkeit unseres Daseins bemüht er sich jetzt noch intensiver, den betreuten Personen Jesus als Herrn und Erlöser nahezubringen.

Georgien

Seit vielen Jahren führen unser Partner Pastor Vitali Ivanov und seine Frau Larissa das Altersheim „Haus der Wohltätigkeit“ in Tiflis und kümmern sich überdies um zahlreiche Bedürftige. Über 100 Familien werden regelmäßig mit Hilfsgütern versorgt, darunter auch Großeltern, die ihre Enkel großziehen, weil die Eltern als Wanderarbeiter unterwegs oder aus anderen Gründen nicht in der Lage sind, ihre Kinder selbst aufzuziehen.

Trainingsschule in Braşov

Im Juni haben alle von Paul Militaru und seinem Team betreuten Kinder aus bedürftigen Familien die nationale Aufnahmeprüfung für höhere Schulen mit Noten zwischen 8 und 9 (bei Höchstnote 10) bestanden. Auch in diesem Jahr gab es noch Schwierigkeiten wegen der Coronamaßnahmen. Durch ausgefallene Unterrichtsstunden in den Schulen waren die Wissenslücken größer als in früheren Jahren. Doch die Kinder waren hoch motiviert und Paul und sein Team sorgten dafür, dass Versäumtes nachgeholt wurde. Inzwischen laufen die Vorbereitungen für die nationale Aufnahmeprüfung in diesem Jahr.

Rumänien - Hausbau Familie Budi

Für die acht Waisenkinder der Familie Budi und ihre Großeltern, die in ihrem Roma-Dorf in einer elenden Hütte gewohnt hatten, konnte Paul Militaru mit seinen Helfern 2021 ein Haus errichten, dank der großzügigen Unterstützung unserer Missionsfreunde. Im vorigen Herbst wurde das Projekt mit der Befestigung des Hofs, der Errichtung eines Zauns und einigen weiteren Renovierungsarbeiten

abgeschlossen.

Ferienlager für Kinder und Jugendliche

Nach Einschränkungen im Vorjahr konnten 2022 wieder Kinderlager in Ungarn, Serbien, Albanien und Rumänien stattfinden, die teils von der OEM Österreich, teils von unseren Schweizer Freunden finanziert wurden. Unsere ungarischen Partner organisierten zunächst im Missionszentrum in Inárcs zwei Kinderlager für ukrainische Flüchtlingskinder. Danach stellten sie das Zentrum für Sommerlager für ungarische Gemeinden zur Verfügung.

Paul Militaru konnte eine sehr einfache Freizeiteinrichtung mieten. Nach notwendigen Instandsetzungsarbeiten führte er gemeinsam mit seiner Frau Ligia, seinen Söhnen und einem Team von Freiwilligen eine Freizeit mit dem Thema Noah durch. Das Sonntagsschulteam seiner Gemeinde, darunter einige ehemalige Schüler*innen der Trainingsschule, arbeitete begeistert mit und richtete u. a. einen Volleyballplatz ein. Das Verhalten dieser Jugendlichen, die Jesus lieben, war ein großes Vorbild für die Kinder. Im Zentrum aller Aktivitäten stand Gott und sein großes Geschenk an uns, Jesus Christus.

Hilfsgütertransporte

Im Laufe des Jahres 2022 wurden 11 Transporte durchgeführt. Neun gingen an unsere Partner von der Osteuropamission Ungarn, zwei zu Marion und Dorin Moldovan nach Rumänien. In dieser Zahl nicht enthalten sind die von Dorin Moldovan organisierten Transporte von eigenen Sammelstellen. Von Rumänien ausgehend wurden 4 Transporte mit dringend benötigten Hilfsgütern nach Czernowitz durchgeführt. Der mutige Fahrer, der sich trotz des Krieges in die Ukraine wagte, war Beniamin Moldovan, Dorins Neffe. Anfang Dezember wurden ca. 190 Weihnachtspakete für Kinder in Schuhkartons, Kleidung, Spielzeug und andere Hilfsgüter ins „Haus der Hoffnung“ gebracht. Über 500 Weihnachtspakete durften unsere ungarischen Partner von ORA in Bramberg (Salzburg) abholen. Dadurch konnte ukrainischen Kindern in Beregovo und Umgebung und ukrainischen Flüchtlingskindern im Raum Budapest etwas Weihnachtsfreude gebracht werden. Die übrigen Pakete wurden an verschiedenen Orten in Ungarn und Serbien verteilt.

Besuchsreise in der Karwoche

Eine Woche vor Ostern brach eine Gruppe von sechs Personen aus Österreich zu einer Reise nach Ungarn und Rumänien auf. Gemeinsam mit unserem ungarischen Team wurden Hilfsgüter verteilt, es folgte ein Besuch bei ukrainischen Kriegsflüchtlingen. Nächste Station war das „Haus der Hoffnung“ in Sambateni. Der abschließende Höhepunkt der Besuchsreise war Brasov, wo die Gruppe eine Mathematikstunde in Paul Militarus Trainingsschule miterlebte. Am nächsten Tag folgte ein Besuch in der Romasiedlung, wo Paul und sein Team für die Waisenkinder von Familie Budi und deren Großeltern ein Wohnhaus errichtet haben. Mit einer Nachtfahrt von Brasov nach Linz endeten die erlebnisreichen Tage. Besuchsreisen nach Osteuropa können auf Wunsch von Missionsfreunden auch in Zukunft organisiert werden.

Gebet für die verfolgte Kirche

Im November luden wir wie jedes Jahr zur Beteiligung am von der Evangelischen Allianz organisierten Sonntag der verfolgten Kirche ein. Der Gebetstag war in diesem Jahr den extrem bedrängten Christen in Afghanistan sowie den Glaubensgeschwistern in Kolumbien und Katar gewidmet.